Diagnostik
Symptome (nach Häufigkeit)
- Akuter einseitiger Hörverlust (selten beidseitig)
- Tinnitus
- Druckgefühl im Ohr
- Schwindel
- Hyper-/Diplo-/Dysakusis
- Pelziges Gefühl um die Ohrmuschel (periaurale Dysästhesie)
- Stets Schallleitungsstörung ausschliessen (Ursachen: U. a. Cerumen, Fremdkörper, Otosklerose, Cholesteatom)
- Otoskopie (ev. Ohrmikroskopie)
- Stimmgabeltest (440 Hz)
- Weber-Test: Lateralisiert bei sensorineuraler Störung (Hörsturz) ins gesunde Ohr, bei Leitungsstörung ins kranke Ohr. Beachte: Bei isolierter Störung im Hochtonbereich ist der Test nicht zuverlässig
- Bei Anhalt für Hörsturz sind folgende Abklärungen erforderlich –> ORL-Spezialist
- Tonaudiogramm (Hörminderung ≥ 30 dB) (Hinweis: Bei gegebenen technischen und fachlichen Voraussetzungen auch in HA-Praxis)
- Tympanometrie und Vestibularisprüfung
- Bei nachgewiesener, sensorineuraler Hörminderung und Persistenz nach 3 Monaten (Reintonaudiogramm) –> MRI zur Abklärung auf Vestibularisschwannom (VS)
- Cerumen
- Mittelohrbelüftungsstörungen: Tubenmittelohrkatarrh, Paukenerguss (Abklärung: Weber-Versuch, Otoskopie)
- Morbus Menière: Rezidivierende Schwindelanfälle mit Erbrechen über Stunden, Tinnitus, Spontannystagmus und einseitiger Hörverminderung
- Vestibularisschwannom (VS)
- Einseitige, manchmal akute Hörminderung bei 90 % der Patienten, ausserdem Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel
- Vaskuläre Insuffizienz: Hirnschlag etc.
- Bakterielle/virale Infektionen (Neurosyphilis, Borreliose, Zoster): Selten; Suchtests nach Erregern nur im Verdachtsfall
- Multiple Sklerose (selten im Schub ausschliesslich Hörminderung)
Therapie
- Die Therapie sollte rasch, aber nicht notfallmässig initiiert werden – wenn möglich innert 7 Tagen, sofort im Anschluss an die Diagnostik
In der Hausarztpraxis (wenn Tonaudiometrie durchführbar)
- Bei Hörverlust < 25 dB (gegenüber gesundem Ohr) –> watchful waiting für 7–10 Tage; wenn keine Besserung –> Überweisung an ORL
- Bei Hörverlust 25–39 dB und ohne Komorbiditäten –> Steroidtherapie in der HA-Praxis
- 100 mg Spiricort® für 3 Tage, anschliessend 50 mg für 3 Tage, dann Hörtest-Kontrolle nach 7 Tagen
Überweisung an ORL
- Bei Patienten mit Hörverlust ≥ 40 dB (und ohne Komorbiditäten) –> Überweisung an ORL, dort ggfls. Hochdosis-Steroidtherapie
- 40 mg Dexamethason für 3 Tage, dann 10 mg für 3 Tage, dann Hörtest-Kontrolle (Vorgehen entsprechend USZ)
- Bei Betagten oder gebrechlichen Patienten sowie bei Patienten mit Diabetes oder Hypertonie mit Hörverlust > 25 dB –> Überweisung an ORL, dort intratympanale Therapie
- Günstiger Verlauf bei isolierter Schwerhörigkeit im Tief- oder Mittelfrequenzbereich und bei leichtgradigen Hörverlusten (Restitutio 70–90 %)
- Bei Hörstürzen im Tief- und Mittelfrequenzbereich ist später eine kontralaterale Manifestation möglich
- Nach etwa 12 Monaten ist mit keiner Besserung des Hörvermögens mehr zu rechnen (Hörgeräteversorgung erst nach ca. 1 Jahr empfohlen, bei hohem Leidensdruck ggfls. auch früher)
- Empfehlungen für das gesunde Ohr (insbesondere bei nichtvollständiger Restitutio): Kein Tauchen, Lärmschutzmassnahmen