Diagnostik
Labor
- Harn: Urinstix (Ery, Leuko, Nitrit, pH) und ev. Sediment (bei Kindern immer), Uricult bei Infektverdacht anlegen
- Blut: Hämatogramm, CRP, Creatinin, Calcium, Harnsäure
Steinanalyse
- Urin sieben (Instruktion des Patienten)
- Bei häufigen Rezidiven sollte die Steinanalyse wiederholt werden
Bildgebende Verfahren
Zum Beweis oder Ausschluss eines Harnsteines; Aufschluss über Grösse, Lokalisation, Zusammensetzung des Steins, Anatomie des Harntraktes, Hinweise auf Nierenfunktion
- Sonographie: Abklärung von Ausmass der Nierenbeckenstauung und Steingrösse/-lokalisation. Zuverlässiges Verfahren in der Akutsituation zur Sicherung der Diagnose
- Low dose Computertomographie (CT) ohne Kontrastmittel: Goldstandard zum Steinnachweis. Ausmass der Harnwegsobstruktion erkennbar, Steindichte gibt Hinweise auf die Steinzusammensetzung, indiziert bei sonographisch dilatiertem Nierenbeckenkelchsystem und Verdacht auf Harnleitersteine
- Extrauteringravidität, Dysmenorrhoe (mit Flankenschmerz, selten)
- Aortenaneurysma
- Darmverschluss, Divertikulitis, Appendicitis, Gallenkolik, Cholecystitis (keine Hämaturie!)
- Nierenzellkarzinom mit obstruierenden Blutkoagula im Nierenbecken/Ureter (selten)
- Herpes zoster
Bei Rezidiven – frühestens 1–2 Monate nach Steinabgang – ist eine erweiterte Evaluierung angezeigt. Folgende Untersuchungen sollten durchgeführt werden
Blut
- Parathormon, Calcium (Hyperparathyeroidismus?)
24-Stunden-Urin
- Urinmenge
- Urin-pH
- Urindichte
- Oxalat
- Citrat
- Calcium
- Phosphat
- Harnsäure
- Harnstoff
Therapie
Schmerztherapie
NSAR/Nicht-Opioid-Analgetika
- Diclofenac 100–150 mg/d (z. B. rektal). Hinweis: NSAR sollen 3 Tage vor ESWL abgesetzt werden
- Metamizol (z. B. Novalgin® i. v. 500–1'000 mg, max 5'000 mg/d oder Novalgin® Tbl. 500–1'000 mg, max. 4'000 mg/d)
- Paracetamol bei Schwangeren
Opioide
- Sind nur Zweitlinienmedikamente, z. B. Tramadol (plus Antiemetikum!)
Vorbeugung rezidivierender Koliken
- Alpha-Rezeptorenblocker (z. B. Tamsulosin 0,4 mg/d)
- Therapiedauer: bis 4 Wochen. Mittlere Dauer bis zum Steinabgang 1–12 Tage
Notfallsituation mit Hospitalisation
- In folgenden Situationen
- Infektzeichen (Fieber)
- Urosepsis
- Unbeherrschbare Schmerzen und/oder Erbrechen
- Harnstauungsniere mit drohendem Nierenversagen
- Bilaterale obstruierende Urolithiasis
- Einzelniere oder St. n. Nierentransplantation
Prophylaxe
- Bei der Mehrzahl konservative (prophylaktische) Therapie: Metaphylaxe, supportive medikamentöse Therapie
- Asymptomatische Nierensteine: „Watchful waiting“ –> z. B. 1 x jährlich auf Grössenzunahme kontrollieren (Sonographie), ev. sind laborchemische Untersuchungen sinnvoll (–> Überweisung Spezialist)
Trinkprophylaxe
- Reichlich Flüssigkeitszufuhr über den Tag verteilt; prophylaktisch wirksam bei Harnvolumen > 2 l/d
Ernährung
- Keine calciumarme Diät!
- Kochsalzrestriktion bei calciumhaltigen Steinen
- Vermeiden grosser Mengen von Oxalaten (z. B. Spinat, Rhabarber, Schokolade, Rote Rüben, Bambussprossen, Kakao, Mangold). Oxalathaltige Nahrungsmittel mit Calcium kombinieren
- Tee und Kaffee müssen bei „normalem“ Konsum nicht gemieden werden
- Vegetarische Ernährung bevorzugen
- Fleischeiweiss begrenzen: Maximal 5–7 Portionen/Woche, nie 2 Portionen am gleichen Tag
- Generelle Ratschläge für eine ausgewogene Ernährung beachten
- Patienteninformation: mediX Gesundheitsdossier Ernährung
Allgemeine Risikofaktoren beeinflussen
- Gewichtsabnahme (bei Adipositas)
- Stressbegrenzung
- Körperliche Bewegung
- Ausgleich hoher Flüssigkeitsverluste
Indikation
Medikamentöse Prophylaxe zusätzlich zur Metaphylaxe (bei Risikopatienten). Keine Pharmakotherapie von Harnsteinpatienten ohne Kenntnis des individuellen biochemischen Risikoprofils (Steinanalyse)!
Alkalizitrat (Kaliumzitrat)
- Zur Alkalisierung des Harns bei Calciumoxalat-, Harnsäure- und Cystinsteinen (Ziel Urin-pH: 6,5–6,8). Dosierung: 5–12 g/d je nach Urin-pH
- Alkalizitrate wegen häufiger gastrointestinaler NW zurückhaltend einsetzen
- Bei Niereninsuffizienz sollten kaliumhaltige Präparate vermieden werden
- Keine Alkalisierung bei Calciumphosphat- und Struvitsteinen!
Interventionelle Therapie
Indikationen
- Anhaltende Symptomatik trotz medikamentöser Therapie
- Anhaltende Obstruktion
- Renale Funktionsbeeinträchtigung (insb. bei Einzelniere und beidseitigen Uretersteinen)
- Steinwachstum
- Steine bei Patienten der Hochrisikogruppe
- Infektion
- Mehr als 2–3 Jahre persistierende Steine
- Wenn die Chemolyse nicht erfolgreich ist
Auch nach der Intervention ist Prophylaxe erforderlich!
Wahl des Verfahrens
- Hängt v. a. ab von der Grösse und Position des Steins, vom Grad der vorhandenen Obstruktion, von urologischen Voroperationen, aktueller Symptomatik, Komorbiditäten –> Behandlung durch Spezialisten