Diagnostik
Folgende Parameter sind notwendig: Hämatogramm, Serum-Ferritin, CRP
Eisenmangelanämie
- Hb < 12 g/dl (Frauen), < 13 g/dl (Männer); leichte Anämie: Hb 9–12 g/dl, schwere Anämie: 6–7 g/dl
- Ferritin (Grenzwerte teilweise umstritten)
Merke
- Eisenmangel besteht bei einem Serum-Ferritin < 15 ng/ml, mit entsprechenden Symptomen
- Ferritin bei Entzündung/Infektion erhöht, deshalb bei Infekt auch CRP bestimmen!
- Bei Patienten mit einigen chronischen Erkrankungen gelten andere Ferritin-Grenzwerte bzw. Therapieindikationen (s. Abschnitt Therapie/Medikamente)
- Anamnestisch: Hypermenorrhoe, nutritiv, Blutspender, oligosymptomatische Sprue, gastrointestinale Blutung, Einnahme von Aspirin, NSAR, Marcoumar
- Ohne anamnestische Erklärung für Eisenmangelanämie: Ausschluss maligne und chronisch entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
- < 50 J.: Zuerst Gastroskopie, wenn kein Befund –> anschliessend Koloskopie
- > 50 J.: Zuerst OC Sensor oder Koloskopie, wenn kein pathol. Befund –> anschliessend Gastroskopie
- Alpha- oder beta-Thalassämie (hohe Ery-Zahl) oder chronische Erkrankungen: Hierbei ist das Serum-Ferritin normal oder erhöht
Therapie
- Jede Eisenmangelanämie ist eine Indikation zur Eisensubstitution!
- Bei Eisenmangel ohne Anämie und Ferritin-Ausgangswerten von > 15 ng/ml ist eine Eisensubstitution nicht indiziert (Ausnahmen s. u.)
Eisensubstitution bei Komorbiditäten
- Herzinsuffizienz: Bei symptomatischen Patienten mit LVEF < 45 % und Eisenmangel (definiert als Serumferritin < 100 ng/ml) empfiehlt die ESC Guideline 2021 eine intravenöse Eisentherapie mit Eisencarboxymaltose (Ferinject®). Siehe auch mediX GL Herzinsuffizienz (Kap. 4, Abschnitt Eisensubstitution)
- Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten (CED): Bei CED-Patienten mit Entzündungsanämie und Serumferritinwerten < 30 µg/l sollte Eisen (oral oder i.v.) substituiert werden
- Renale Anämie –> siehe mediX GL Chronische Niereninsuffizienz (Kap. 3.5). Grenzwerte für eine Therapie sind umstritten
- Schwangere: Unterer Hb-Grenzwert < 11 g/dl (im 2. Trimester < 10,5 g/dl); Serum-Ferritin < 30 ng/ml ist in der Schwangerschaft eine Behandlungsindikation, auch wenn (noch) keine Anämie besteht
Orale Eisensubstitution (Standardtherapie)
- 100–150 mg/d für Erwachsene jeden 2. Tag mindestens 30 min. vor Nahrungsaufnahme (bei empfindlichem Magen während/nach dem Essen)
Fe2+: Tardyferon®, Ferrum Hausmann®
Fe3+: Maltofer® - Nebenwirkungen: Gastrische Nebenwirkungen (Nausea) oder Obstipation limitieren die Therapie relativ häufig –> Reduktion der Eisendosis, eventuell in Tropfenform, kann NW reduzieren
I.v.-Eisensubstitution
- Indikation: Wenn orales Eisen nicht vertragen oder ungenügend resorbiert wird, sowie bei Schwangeren, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder chronischer Nierenerkrankung
- Mit 100 mg Eisen kann das Ferritin um ca. 10 ng/ml angehoben werden
- Ferinject® (Eisencarboxymaltose) als Kurzinfusion (verdünnt in physiologischer Kochsalzlösung) verabreichen: 500–1‘000 mg in 250 ml NaCl 0,9 % und minimale Infusionszeit 15 min. Dosierung: 20 mg Eisen/kgKG. Bei einer erstmaligen Eiseninfusion sollten 500 mg nicht überschritten werden
- Alternativ kann Monofer® (Eisenmaltosoid) bei gleicher Wirksamkeit und etwas geringeren Kosten eingesetzt werden. Dosierung: Tagesdosis von 20 mg/kgKG (Infusionszeit 15 min). Monofer® benötigt keine Testdosis
- Beachte: Eiseninfusionen in der Schwangerschaft erst ab dem 2. Trimenon
- Nebenwirkungen: Schwere anaphylaktische Reaktionen sind extrem selten (< 1:1‘200‘000 Dosen). Transiente Infusions-assoziierte nicht-allergische Reaktionen sind Flush-Symptomatik, Herzklopfen, Unwohlsein, Schwindel, Myalgien und Fieber (bei 0,5–1 % der Infusionen). Wiederholte Eiseninfusionen können zu Eisenüberladung und deren Komplikationen führen
- Notfallmassnahmen bei schweren (anaphylaktischen) Reaktionen –> mediX Notfallplan
- Hämoglobin nach 4 Wochen (sollte um ca. 2 g/dl angestiegen sein)
- Weitere Hb-Kontrollen: Alle 4 Wochen bis zur Normalisierung des Hb-Wertes
- Ferritin-Messung: 6–8 Wochen nach der letzten Eiseneinnahme zur Kontrolle der Eisenspeicher, bei i.v. Eisentherapie nach 12 Wochen