Smarte Hausarztmedizin – ein Kongress von mediX schweiz

Publiziert am 8. Dezember 2023 von Werner Mäder

Mehr als 400 Ärztinnen und Ärzte aus dem Kreis der mediX-Ärztenetze aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus haben sich am 30. November 2023 im KKL Luzern zu einem Weiterbildungskongress versammelt.

Mit dem „Kongress Smarte Hausarztmedizin“ hat mediX einmal mehr bekräftigt, wie wichtig dem Netzwerk eine qualitativ hochstehende, reflektierte und kostenbewusste Medizin ist. mediX schweiz ist überzeugt, dass die hausärztlich koordinierte Medizin das beste Betreuungsmodell für die Patientinnen und Patienten ist – der Goldstandard der Hausarztmodelle.

Der Kongress diente in erster Linie der medizinisch-inhaltlichen Fortbildung der Ärzteschaft, daneben aber auch der Diskussion und Vertiefung der Grundhaltung des Netzwerks zu einer verantwortungsbewussten Medizin. Hochkarätige Referentinnen und Referenten haben anhand einer Vielzahl an medizinischen Referaten über die neuesten Erkenntnisse der evidenzbasierten Patientenbehandlung für die Hausarztpraxis referiert.

Das Themenspektrum war denn auch breit gefächert; die Beiträge der Fachpersonen befassten sich unter andere mit der Behandlung von Rheuma, mit Burnout und Depression, mit «Püggelis» und dermatologischen Tipps für die Hausarztpraxis, mit Datenschutz und Gesundheitsrecht, Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern in der Hausarztpraxis, Diarrhoe und Reizdarm, Demenz, der Zukunft der Hausarztmedizin oder der Krebsvorsorge.

Yvonne Gilli, Präsidentin FMH, ging in ihrem Beitrag auf die Zukunft der Hausarztmedizin ein. Ihre Analyse ist recht düster: Zwar seien die Hausärztinnen und -ärzte in der Schweiz im Vergleich mit dem Ausland noch recht zufrieden mit ihrer Arbeitssituation, aber die Lage verschlechtere sich Jahr für Jahr. Junge medizinische Fachkräfte suchten daher vermehrt kleinere Pensen, die sie meist nur in Gruppenpraxen erhalten könnten. Rund ein Viertel der HausärztInnen und -ärzten – davon primär die über 65-jährigen – möchten in den nächsten eins bis drei Jahren ihren Beruf verlassen, doch davon fänden rund 75 Prozent keine Nachfolge.

Bereits ein Drittel aller Praxen nehme keine neuen Patientinnen oder Patienten mehr auf – doppelt so viele wie vor rund 10 Jahren. Darüber hinaus kämen die meisten neuen Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland, was für den Hausarztbereich besonders drastisch sei. Mit diesen Fakten machte sie deutlich, dass der Mangel an Fachkräften gerade in der Hausarztmedizin zu einem Versorgungsengpass führen wird.

Es sei daher wichtig, dass in Zukunft mehr Ärztinnen und Ärzte ausgebildet würden. Es brauche aber auch eine Reduktion der Belastung durch administrative Arbeiten, eine Digitalisierung, die ohne Zwang zu mehrfachen Dateneingaben funktioniere sowie sachgerechte, kostendeckende Tarife. Dazu sei eine starke Standespolitik nötig, um zu verhindern «dass die Hausarztmedizin vom freien Männerberuf zum unfreien Frauenberuf und stressigem, unterbezahlten Mangelberuf wird.»

In seinem Schlusswort betonte Leander Muheim, Vizepräsident mediX schweiz, die Bedeutung der hausärztlich koordinierten Medizin. mediX habe sich zum Ziel gesetzt, die medizinische Versorgung in der Schweiz durch eine konsequente Stärkung der Grundversorgung zu verbessern. Und weiter: «Nicht einfach aus Überzeugung, sondern weil wir wissen, dass diese Form der Versorgung bessere Resultate liefert, weil wir wissen, dass kontinuierliche Versorgung besser für die Gesundheit und effizienter für unser Gesundheitswesen ist und somit dessen Erhalt in Zukunft unterstützt.»

Dafür brauche es Wissen, Fähigkeiten und Motivation für klinische Exzellenz. Daher investiere mediX schweiz unter anderem in Qualitätszirkel, in die weit über das Netzwerk hinaus beliebten Guidelines, in Fortbildungen und Kongresse.

mediX setze sich aktiv ein für «Qualitätsmassnahmen und Inhalte, die möglichst die Realität in der Sprechstunde adressieren und die autonome Praktikerinnen und Praktiker in ihrem täglichen Tun unterstützen und effektiv beim Patienten ankommen.», so Muheim.

Eine gute Medizin brauche auch sinnvolle Digitalisierung. Es brauche digitale Prozesse und Strukturen, welche die Kontinuität, Koordination und die Beziehung zu den Patientinnen und Patienten unterstütze. «Smart Managed Care» und die Plattform «Heureka», welche mit dem praxisexternen Informationszugriff und der Bereitstellung standardisierter, austauschbarer Daten, werde in Zukunft im Schweizer Gesundheitswesen noch von sich reden machen.

«Und eine gute Medizin braucht neben den vielen anderen Elementen auch den richtigen Abrechnungsmechanismus. Einerseits genügend finanzielle Mittel, v.a. aber auch die richtigen finanziellen Anreize.» sagte Muheim. Der Einzelleistungstarif Tarmed decke zwar mehr oder weniger die Kosten der täglichen Arbeit, aber «es sind unsere zusätzlichen Verträge, welche Anreize und Mittel für Qualität, Innovation und Prävention freisetzen. Genau das, was die Öffentlichkeit und nicht zuletzt das BAG auch von uns erwarten.» Jedes Mal, wenn die Krankenkassenprämien wieder steigen, heisse es, nirgends im gesamten Gesundheitswesen gebe es Anreize gegen eine Mengenausweitung und für eine vernünftige Medizin. Dabei erfülle das Hausarztmodell genau diese Anforderung und müsse gehütet und gepflegt werden, wie eine wertvolle Pflanze. Es sei daher durchaus verständlich, wenn mehr und mehr mediX-Praxen für die Aufnahme neuer Patientinnen und Patienten ein «echtes» Hausarztmodell voraussetzen. Nur so könnten diese ihre Qualität hoch halten und gleichzeitig zu wirklichen Kosteneinsparungen beitragen.