Diagnostik
Symptome
- Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist primär eine klinische Diagnose bei Vorhandensein der charakteristischen Symptome
- Nächtliche Schmerzen oder Parästhesien im Versorgungsgebiet des N. medianus
- Den höchsten Prädiktivwert haben die Angaben über Lokalisation der Symptome, Hypalgesie und verminderte Kraft in der Daumenabduktion
(Provokations-)Tests
- Phalen’s Manöver: Positiv, wenn bei 90 ° Palmarflexion im Handgelenk nach 60 Sekunden elektrisierende Beschwerden im Versorgungsgebiet des N. medianus auftreten
- Hoffmann-Tinel-Zeichen: Beklopfen des Retinaculum flexorum löst elektrisierende Schmerzen im Versorgungsgebiet des N. medianus aus
- Handelevationstest: Den Arm eine Minute lang hochhalten, löst KTS-Beschwerden aus
Prüfung Sensibilität und Motorik
- Berührungsempfindlichkeit mit Wattebausch, Zwei-Punkte-Diskrimination, Aufsammeln und Erkennen von Münzen
- Motorik: Abduktions- und Oppositionsschwäche des Daumens (Spätsymptom) prüfen. Beachte: Rhizarthrose kann eine Thenaratrophie und Abduktionsparese des Daumens vortäuschen!
- Die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) soll nur gemessen werden
- Bei Nichtansprechen der konservativen Therapie
- Bei Patienten mit unklarer Diagnose
- Bei klarer motorischer Dysfunktion oder Thenaratrophie
- Präoperativ zur Objektivierung
Sonographiediagnostik wird nicht routinemässig empfohlen. Bei unklaren Befunden kann sie jedoch hinzugezogen werden
- Zervikoradikuläres Schmerzsyndrom
- Polyneuropathie
Seltener
- Periphere Durchblutungsstörung
- Raynaud-Syndrom
- Tendosynovitis de Quervain
Therapie
- Handgelenksmanschette in Neutralstellung zur Nacht als erste Massnahme
Falls nicht ausreichend wirksam, zusätzlich
- Lokale Kortikoidinjektionen
- Z. B. 20–40 mg Methylprednisolon mit/ohne Lokalanästhetikum direkt in oder proximal des Karpaltunnels (zwischen den Sehnen des M. palmaris longus und des M. flexor carpi radialis)
- Dient auch der Diagnosesicherung bei unklarer Symptomatik
- Injektionssteuerung durch Ultraschall verbessert die Behandlungsresultate nicht oder nur geringfügig, die Komplikationsrate ist unter sonographischer Kontrolle jedoch geringer
- Mehrfach-Steroidinjektionen werden nicht empfohlen
- Ev. orale Kortikoide 1 bis max. 4 Wochen (z. B. Prednisolon 20 mg/d für 2 Wochen, dann 10 mg/d für 2 Wochen); Wirkung hält nur wenige Wochen an
Indikation
- Mangelndes Ansprechen auf die konservative Therapie und nicht gebesserte schmerzhafte Parästhesien
- Bei schwerer Nervenschädigung mit Thenaratrophie oder motorischen Ausfällen
Op-Verfahren
- Offene oder endoskopische Spaltung des Retinaculum flexorum
Prognose
- Mit beiden Methoden in bis zu 90 % vollständige und langfristige Beschwerdefreiheit