Impfungen (Factsheet)

Erstellt von: Daniela Puhan, Felix Huber, Rolf SolèrZuletzt revidiert: 05/2021 Letzte Änderung: 12/2022

Praktische Hinweise zum Schweizerischen Impfplan 2022

Der BAG-Impfplan 2022 weist wenige Neuerungen auf. Deshalb bleibt dieses Factsheet bis auf kleine Ergänzungen in den Abschnitten Meningokokken und Tollwut unverändert. Bei Änderungen wird dieses Factsheet laufend aktualisiert.

Die Themen sind alphabetisch angeordnet.

Aktualisierung 09/2022:

  • Zoster-Impfung nach Zoster-Infektion; Zoster-Impfung bei Patienten ohne durchgemachte Varizelleninfektion (–> siehe Abschnitt Herpes Zoster).

 Aktualisierung 12/2022:

  • Neue Empfehlungen zur Varizellen-Impfung (–> Abschnitt Varizellen)

Allgemeines

  • Jede Impfung zählt. Nie nochmals von vorne beginnen, wenn Impfungen dokumentiert sind; auch nicht, wenn sie 30 Jahre zurückliegen. Es gibt also keine Maximalabstände, aber Minimalabstände zwischen den Impfungen
  • Bei OAK trotzdem i.m. impfen, da bessere Wirkung und weniger NW als s.c.. Kompression von 2 min und nicht aspirieren!
  • Man kann so viele Impfungen gleichzeitig machen, wie man will (egal ob Tot- oder Lebendimpfstoffe), sie sollten 2,5 cm Abstand haben
  • Bei Lebendimpfstoffen entweder gleichzeitig oder mindestens 4 Wochen Abstand
    • Beispiel: Wer Gelbfieber nicht durchführen kann, aber dem Patienten MMR verabreichen möchte, soll den Patienten weiterschicken, damit dies vor geplanten Reisen zeitgleich gemacht werden kann.
  • Lebendimpfstoffe: Varizellen, MMR, Gelbfieber –> nicht bei > 2 mg/kgKG Prednison, nicht bei Transplantierten!
  • Man kann nicht zu viel impfen. 1960 hatte man in den Impfungen > 7’000 Antigene. Durch verbesserte Verfahren sind es heute < 50!
  • Was tun, wenn keine Impfung dokumentiert ist, aber es heisst, es sei als Kind geimpft worden?
    –> 2 x MMR, DTpaIPV Booster, nach 4–8 Wochen Titer anti-Tetanustoxin IgG. Falls Titer > 1’000 IE/l –> keine Impfung mehr, falls zwischen 500 und 1’000 –> 1 Impfung in 6 Monaten, falls < 500 2 Dosen Monat 2 und Monat 6 nach letzter Dosis
  • Für Immigranten kann hier nachgeschaut werden, welchen Impfplan es in diesem Land gibt. Die meisten Länder sind bezüglich Impfungen besser als man denkt (–> WHO)
  • Zika-Virus: Bei Impfberatung für Auslandreisen immer noch darauf hinweisen, dass in einem Zikavirusgebiet bei Frauen 8 Wochen und bei Männern 6 Monate mit einem Kondom verhütet werden muss. Serologien sind nicht gut validiert (s. a. Swiss TPH)
  • NEU: Der neue vereinfachte Impfplan sieht drei Impfdosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten vor – gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ B und Hepatitis B. Im Vergleich zum bisherigen Impfplan entfällt die Impfung mit 6 Monaten, wodurch die 1. Auffrischimpfung bereits mit 12 Monaten erfolgt (bevorzugt hexavalenter Impfstoff)
  • Die im Alter von 12 Monaten empfohlenen 3 Impfungen (je eine Dosis DTPa-IPV-Hib-HBV, PCV13 und MMR) können gleichzeitig oder aufgeteilt auf zwei Konsultationen in beliebig kurzen Abständen zueinander verabreicht werden
  • Die DTPa-IPV-Hib-HBV- und Pneumokokkenimpfung sollen vor dem Alter von 13 Monaten abgeschlossen sein
  • Neu: Verfügbarkeit von Impfstoffen in Echtzeit: hier.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen – Impfempfehlungen (gemäss SGR)

Alle Patienten:

 Vor Beginn einer Basistherapie (alle Medikamente):

  • Update der Auffrischungsimpfungen und evtl. Grundimmunisierung nachholen gemäss BAG-Impfplan. Falls Lebendimpfstoff nötig, sollte die Basistherapie erst 4 Wochen nach Impfung eingeleitet werden.

          Empfohlene Auffrischimpfungen: Diptherie, Tetanus
          Empfohlene Grundimmunisierung: Herpes Zoster

  • Pneumokokken-Impfung: einmalig PCV13 (Prevenar®). Es werden keine Booster-Impfungen empfohlen. Bei bereits mit PPV23 geimpften Patienten wird eine Impfung mit PCV13, frühestens nach 1 Jahr, empfohlen.
  • Ausführliche ­Informationen–> BAG Bulletin 8, 02/2014
  • Impfung gegen SARS-CoV-2: Informationen unter rheuma-net.ch

 Jährlich:

  • Saisonale Grippeimpfung

 Patienten mit immunsuppressiven Basistherapien (BT):

  • Steroide in höherer Dosierung (> 20 mg/d)
  • Konventionelle BT: Methotrexat, Leflunomid, Azathioprin, Cyclosporin, Cyclophosphamid
  • Biologika: TNF-Hemmer, Rituximab, Abatacept, Anti IL6, Anti IL17, Belimumab, Ustekinumab
  • Gezielte antirheumatische Behandlungen: JAK-Inhibitoren

 Lebendimpfstoffe kontraindiziert:

  • BCG, Cholera, Polio oral, Varizellen, Herpes Zoster (Zostavax®), Gelbfieber, MMR, Typhus oral.

Basistherapie 3 Monate vor Impfung mit Lebendimpfstoff absetzen. Ausnahmen: Systemische Steroide > 20 mg/d (1 Monat); Leflunomid (2 Jahre); Rituximab (Lebendimpfstoffe zwingend vor Therapiebeginn evaluieren). Nach Impfung mit Lebendimpfstoff 4 Wochen abwarten bis Beginn einer immunsuppressiven BT.

FSME

  • Für alle Personen (ab 6 J.) in Endemiegebieten: 3 Dosen, alle 10 Jahre auffrischen. Über 60-Jährige ev. alle 5 Jahre auffrischen, wenn sie entsprechend exponiert sind (Garten, Pilzsammler etc.)
  • Zeitpunkt: Die ersten beiden optimal zwischen Ende Oktober bis Ende Februar; nur eine Impfung schützt nicht in der folgenden Saison!
  • Schnellimmunisierung:
    • Encepur®: 0, 7, 21 d
    • FSME-Immun®: 0, 14 d, 5–12 Mo.

Grippeimpfung

  • Zeitpunkt: Optimal zwischen Mitte Oktober und Mitte November. Impfung hält 4–6 Monate an
  • Wirksamkeit ist schlecht belegt: Abhängig von Alter und Immunkompetenz der Geimpften sowie von der Übereinstimmung der Impfantigene mit den zirkulierenden Influenzaviren. Wir empfehlen den quadrivalenten Impfstoff zu verwenden, auch für Kinder und Schwangere. Wer trotz Impfung an Grippe erkrankt, erleidet meist einen milderen Verlauf und seltener Komplikationen und Hospitalisierungen
  • Nebenwirkungen: Sind minim, weswegen sich die Impfung meist doch lohnt
  • Für > 65-Jährige und Medizinalpersonal zahlt die KK
  • Auch für Schwangere bis 4 Wochen nach der Geburt empfohlen
  • Auch wenn es keine guten Studien gibt, die die Wirksamkeit überzeugend belegen, empfehlen wir die Grippeimpfung im bisherigen Rahmen weiterzuführen.

Hepatitis A

  • Empfohlen für
    • Reisende in Länder mit mittlerer bis hoher Endemizität
    • Männer mit sexuellen Kontakten zu Männern
    • Personen mit beruflichem Kontakt zu Drogenkonsumierenden und/oder Personen aus Ländern mit hoher Endemizität
    • Kanalisationsarbeiter und Angestellte von Kläranlagen
    • Patienten mit einer chronischen Lebererkrankung
    • Die Impfung kann auch Innerhalb von 7 Tagen nach Exposition zur Sekundärprävention verabreicht werden.
  • Altersspezifische Anwendung:
    • Hepatitis A-Impfung mit monovalentem Impfstoff Havrix® 720 (ab 1. bis 18. Geburtstag) bzw. Havrix® 1440 (ab 19. Geburtstag): 2 Dosen im Abstand von 6 Monaten
    • Kombinationsimpfung (Hep A+B) mit Twinrix® 720/20 : 1.–15. Geburtstag –> 2 Dosen (0, 6 Monate), ab 16. Geburtstag –> 3 Dosen (0, 1, 6 Monate).

Hepatitis B

  • Keine Titerbestimmung zu „irgendeinem“ Zeitpunkt, wenn dann 1–2 Monate nach einer Impfung, da die Antikörper nach einigen Jahren aus dem Serum verschwinden können. Der Impfschutz besteht dank des immunologischen Gedächtnisses weiter. Das spezifische Vorgehen wird im Anhang 4 des Impfplans 2018 (S. 40–41) beschrieben
  • Impfung empfohlen für alle Kinder und Jugendlichen. Speziell für Risikopersonen (chron. Erkrankungen –>   a. Lebererkrankungen, Personen mit Immunsuppression, Medizinal- und Pflegepersonal, bei häufig wechselnden Sexualpartnern, Kontaktpersonen von HBsAg-positiven Personen, Personal von Sozialeinrichtungen, Heimen, Polizei, Gefängnissen)
  • NEU: Die Basisimpfung gegen Hepatitis B wird für Säuglinge mit einem hexavalenten Kombinationsimpfstoff mit Impfungen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten empfohlen (s. o.). Die Impfung im Alter von 11–15 Jahren für bisher nicht gegen Hepatitis B geimpfte Jugendliche bleibt weiterhin empfohlen.
  • Altersspezifische Anwendung:
    • Kombinationsimpfung (Hep A+B) mit Twinrix® 720/20 : 1.–15. Geburtstag –> 2 Dosen (0, 6 Monate), ab 16. Geburtstag –> 3 Dosen (0, 1, 6 Monate)
    • Hep B-Impfung mit monovalentem Impfstoff Engerix®-B 20: Ab 11. bis 15. Geburtstag ­–> 2 Dosen (0, (4-) 6 Monate), ab 16. Geburtstag –> 3 Dosen (0, 1, 6 Monate).

Herpes Zoster

  • NEU: Der Totimpfstoff Shingrix® ist in der Schweiz zugelassen und wird seit 1. Februar 2022 von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen (Publikumspreis CHF 174.50). Shingrix® ist nun der empfohlene Impfstoff für die Prävention der Gürtelrose. Die Empfehlung gilt für:
    • Gesunde Personen ab 65 Jahre, die ihr Risiko für Gürtelrose senken möchten (ergänzende Impfung)
    • Patienten ab 50 Jahre mit einer (insbesondere zellulären) Immunschwäche, z. B. HIV-pos. Patienten, Patienten vor/während/nach onkologischer (Chemo-)Therapie, Patienten mit Rheumatoider Arthritis, schwerem Asthma/COPD, ungenügend eingestelltem Typ-1-Diabetes
    • Patienten ab 18 Jahre, die an einer schweren Immunschwäche leiden oder eine immunsuppressive Behandlung erhalten oder in naher Zukunft erhalten werden
    • Anwendung: Es sind zwei Dosen erfoderlich. Der Mindestabstand zwischen den beiden Dosen beträgt 2 Monate, er kann bei Immunsupprimierten auf 1 Monat verkürzt werden. Ist eine Zoster-Infektion aufgetreten, kann die Impfung (zur Verhinderung weiterer Episoden) sofort oder erst nach Abheilung postherpetischer Neuralgien erfolgen (individuell nach den Wünschen des Patienten). Bei Patienten, die keine Varizelleninfektion durchgemacht haben, soll zunächst gegen Varizellen geimpft werden. Beachte: Die Shingrix-Impfung kann eine starke Impfreaktion auslösen, wie z. B. Erysipel oder Kopfschmerzen. Die zweite Impfung macht weniger Nebenwirkungen und sollte unbedingt durchgeführt werden.
  • Der Lebendimpfstoff Zostavax® findet nur noch Verwendung für Personen zwischen 65 und 79 Jahre ohne Immunschwäche, die diesen Impfstoff trotz seiner geringeren Wirksamkeit und der Nichtübernahme durch die Grundversicherung (CHF 160.00) dem Impfstoff Shingrix® vorziehen.

HPV

  • Die HPV-Impfung wird Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren als Basisimpfung empfohlen. Nachimpfung bei allen jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, die noch keine Impfung erhalten haben – auch wenn sie bereits sexuelle Beziehungen hatten. Im Einzelfall auch noch bei jungen Frauen zwischen 20 und 26 Jahren
  • Die HPV-Impfung wird Jungen zwischen 11 und 14 Jahren als ergänzende Impfung empfohlen. Nachimpfung bei jungen Männern zwischen 15 und 19 Jahren; im Einzelfall auch bei jungen Männern zwischen 20 und 26 Jahren
  • Die kantonalen Impfprogramme übernehmen die Kosten nur, wenn die erste Impfung vor dem 27. Geburtstag durchgeführt wurde. Am sinnvollsten ist die HPV-Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr, idealerweise vor dem 15. Geburtstag. Für Knaben ist die Impfung genauso wichtig, da Männer ebenso viele HPV assoziierte Krebse entwickeln. Wird von KK bezahlt gemäss den kantonalen Programmen. Man muss sich bei der kantonalen GD anmelden und Gardasil® über die GD bestellen (weitere Informationen hier)
  • Der 9-valente Impfstoff Gardasil 9® verbreitert den Schutz ohne Einbusse an Wirksamkeit, lokale Nebenwirkungen sind meist mild und nicht häufiger als bei anderen Impfstoffen. Es gilt folgendes
    • Eine Impfserie besteht aus zwei Dosen, falls die erste Impfdosis vor dem 15. Geburtstag (Zeitpunkt 0 und 6 Monate) verabreicht wird. Danach – und bei Immunschwäche – drei Dosen (0, 2 und 6 Monate).

Meningokokken

  • NEU: Die ergänzende Impfung gegen Meningokokken wird ab 2019 gegen die vier Serogruppen A, C, W, Y (Menveo®) für Kinder im Alter von 24 Monaten empfohlen
  • Fakultative Impfung bei Gesunden im Alter 11–19 J.: 1 Dosis. Sonst empfohlen für Personen mit Immunstörungen und Rekruten, funktionelle oder anatomische Asplenie, Defizite des Komplementsystems, homozygote Protein-S- und -C-Defizite, bei Aufenthalt (> 1 Monat) in einem Endemiegebiet oder auch bei kurzem Aufenthalt in einem Epidemiegebiet (Kosten zu Lasten des Reisenden)
  • Neu: Risikogruppen-Impfung gegen Meningokokken: Menveo® ist neu ab dem Alter von 2 Monaten mit einem Mehrdosenschema (4 Dosen bei Erstimpfung bis 6 Monaten, 2 Dosen zwischen 7 und 23 Monaten) sowie mit einer Dosis ab dem Alter von 24 Monaten zugelassen.

MMR

  • Impfung 2 x für alle Personen jünger als Jahrgang 1963, wenn nicht dokumentiert. Bei Personen älter als Jahrgang 1963 nimmt man an, dass sie mit dem Wildtyp in Kontakt gekommen sind. Abstand von mindestens 1 Monat zwischen den Impfungen. Keine Serologien durchführen, da verwirrend
  • NEU: Die 1. Dosis des MMR-Impfstoffs wird laut Impfplan 2019 bereits im Alter von 9 Monaten, die 2. Dosis mit 12 Monaten verabreicht. Da mit 12 Monaten 3 Impfungen auf dem Programm stehen, kann die 2. MMR-Impfung um einen Monat (!) verschoben werden. Das heisst, bei der 12 Monats-Konsultation werden die Eltern aufgefordert, in einem Monat die 2. MMR bei den MPA machen zu lassen, ohne Arztkonsultation.

Pertussis

  • Ziel: Schutz der Säuglinge < 6 Monate. Für Schwangere Ende 2. Trimenon immer und in jeder SS. Zudem Väter, Grosseltern wegen Kontakt zu ungeimpften Säuglingen, falls Impfung > 10 Jahre her, Krippenmitarbeiter etc.
  • Pertussis gibt es nur in Kombination mit diTe oder diTeIPV. Also bei jeder Te-Auffrischimpfung eine Kombination mit Pertussisimpfung in Erwägung ziehen.

Pneumokokken

  • Einmalig für Risikogruppen, also alle chronischen Erkrankungen, vor immunsuppressiver Therapie, Krebs etc. Der 13-valentem Pneumokokken-Impfstoff (Prevenar®) ist seit 1. März 2023 auch zugelassen und indiziert für Risikopersonen ab 65 Jahre
  • Wer mit dem 23-valenten Impfstoff (Pneumovax®) geimpft wurde, soll mit 13-valentem (Prevenar®) nachgeimpft werden. Dies wird nicht von der KK bezahlt. Prevenar ist off-label für Erwachsene, wird aber offiziell empfohlen. Wirkdauer: 5–10 Jahre, trotzdem wird aktuell kein Booster empfohlen
  • NEU: Die Pneumokokkeninpfung von Kindern < 5 Jahre wird als Basisimpfung und nicht mehr als ergänzende Impfung empfohlen. Das Impfschema für Säuglinge (ohne RF) bleibt bei 3 Dosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten.

Poliomyelitis

  • NEU: Ab 2019 beinhaltet die empfohlene Basisimpfung gegen Polio 4 Dosen. Für Säuglinge, die erstmals vor 2019 mit dem 3+1-Impfschema geimpft wurden, bleibt der 5-Dosis-Impfplan gültig
  • Nach der Grundimpfung sind keine regelmässigen Nachimpfungen mehr nötig!
  • Bei Aufenthalten in Afrika und teilweise in Asien wird immer noch eine Auffrischung alle 10 Jahre empfohlen (idealerweise kombiniert mit diTe [Per]).

Schwangere

  • Keine Lebendimpfungen (MMR, Varizellen)! –> also vor geplanter SS impfen, max. bis 1 Monat vor SS
  • Influenza und Pertussis (2. Trimenon) sollten während der SS geimpft werden, da die Antikörper auch auf das Ungeborene übertragen werden und dieses schützen. Also: dTpa in jeder SS, Grippe saisonal.

Tetanus und Diphterie

  • Falls noch nie geimpft: 3 Dosen in Abständen von 0, 2 und 8 Monaten impfen. Ansonsten 1 Auffrischung im Alter zwischen 25–30 J. und dann alle 20 Jahre. Im Alter ab 65 J. wieder alle 10 Jahre, da das Immunsystem weniger leistungsfähig ist. Abstand der Tetanusimpfungen kann auch unter 2 Jahre sein, es gibt dann einfach eine stärkere Lokalreaktion. Immer überlegen, ob gleichzeitig zusätzlich Impfungen gegen Pertussis (Kontakt mit Säuglingen) und/oder Polio (Aufenthalte Afrika/Asien) indiziert sind.

Tollwut

  • Es braucht nur zwei Impfungen für eine Grundimmunisierung (neue WHO-Richtlinie), ideal bei 0 und 21–28 Tagen, wenn es pressiert geht auch 0 und mindestens 7 Tage. Neu: Bei immunsupprimierten Patienten werden 3 Dosen (d0, d7 und d21-28) empfohlen
  • Begonnene Grundimpfungsserien können angepasst werden (nur 2 statt 3)
  • Nach frühestens einem Jahr wird eine Auffrischimpfung empfohlen, wenn wieder eine Reise in ein Risikogebiet ansteht oder das Risiko fortbesteht (gilt auch für Immunsupprimierte) 
  • Danach werden Auffrischimpfungen nur noch nach Tierbiss durchgeführt (dann zwei Impfungen, möglichst rasch, ideal 0–1 und 3 Tage nach Biss)
  • Die Impfung kann auch intradermal (intrakutane Quaddel wie Mantoux) durchgeführt werden: 0,1–0,2 ml intracutan. Empfiehlt sich aus Kostengründen, wenn gleichzeitig mehrere Personen (z. B. Familienmitglieder) geimpft werden sollen –> Alle Personen gemeinsam am selben Termin impfen: Impfstoff aus einer Ampulle entnehmen, nur die Nadeln wechseln
  • Wird nur eine Person geimpft, besser ganze Ampulle i.m. impfen
  • Ausführliche Informationen zur aktualisierten prä- und postexpositionellen Tollwutprophylaxe hier.

Varizellen

Neu ab 2023:

  • BAG und EKIF/CFV empfehlen die Impfung mit zwei Dosen gegen Varizellen als Routineimpfung für Säuglinge.
    • Basisimpfung wird eine erste Dosis eines MMRV- Impfstoffs (alternativ: MMR+V) für alle Säuglinge im Alter von 9 Monaten. Die zweite Dosis MMRV (alternativ: MMR+V) soll im Alter von 12 Monaten verabreicht werden. Falls die erste Dosis im Alter von > 9 Monaten verabreicht wird, sollte die zweite Dosis im Abstand von mindestens 4 Wochen, jedoch nicht vor dem Alter von 12 Monaten verabreicht werden.
    • Eine Nachholimpfung (1 bzw. 2 Dosen) gegen Varizellen allen empfänglichen* Personen im Alter zwischen 13 Monaten und 39 Jahren (d.h. vor ihrem 40. Geburtstag) empfohlen, welche bislang anamnestisch noch nicht an Varizellen erkrankt waren und die noch nicht insgesamt zwei Impfdosen erhalten hatten. Impfung unbedingt vor der Schwangerschaft planen!)
    • Die Varizellenimpfung wird auch auch für empfängliche* enge Kontaktpersonen von EmpfängerInnen von Blutstammzellen oder für schwer im-mungeschwächte PatientInnen aus anderen Gründen empfohlen 
    • Eine postexpositionelle Prophylaxe (1 bzw. 2 Dosen) soll bei allen empfänglichen* Personen, die VZV ausgesetzt waren, so bald wie möglich, idealerweise innert 3 Tagen und maximal innert 5 Tagen nach Exposition begonnen werden, um eine Varizellenerkrankung zu verhindern oder zumindest deren Verlauf zu mildern. 

* Als empfänglich gelten alle nicht immunen Personen, die jünger als 40 Jahre sind, d. h. mit negativer Varizellen-Anam- nese oder mit negativer IgG-Serologie gegenüber VZV.

  • Antikörpertests/Serologie: Es wird im Allgemeinen keine VZV-Serologie empfohlen, weder vor noch nach einer Impfung mit einem varizellenhalti- gen Impfstoff, auch nicht bei Nachholimpfungen. Ausnahme: Bei Unklarheiten hinsichtlich der Varizellenanamnese und/oder früherer Impfungen kann eine Varizellen-IgG-Serologie zur Klärung des Immunstatus bei immungeschwächten Personen, bei schwangeren Frauen oder bei Jugendlichen und Erwachsenen in Betracht gezogen werden
  • Gegen Varizellen geimpfte Personen haben eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit an Herpes zoster zu erkranken. Wenn sie doch erkranken, ist der Verlauf nur mild.

Literatur

  1. Persönliche Korrespondenz mit Infovac Mitarbeitern
  2. Schweizerischer Impfplan 2018
  3. Synopsis BAG Impfplan 2019
  4. Schweizerischer Impfplan 2022
  5. Infovac Bulletins

 

Autoren: Drs. med. Daniela Puhan, Felix Huber, Rolf Solèr 
Aktualisiert: 12.12.2022

Mobile Kurzversion