Man sollte mehr über Prostata-Erkrankungen sprechen

Publiziert am 6. Oktober 2021 von Werner Mäder

Die Vergrösserung der Prostata mit zunehmendem Alter – das Leiden der Männer – ist ein natürlicher Prozess. Sie kann aber Beschwerden verursachen, zum Beispiel beim Wasserlösen. Meist ist die Vergrösserung allerdings gutartig und nur selten liegt ein Prostatakrebs vor. Hier lesen Sie, was bei solchen Beschwerden zu tun ist und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten. Probleme mit einer gutartigen Prostatavergrösserung können meist mit Medikamenten oder mit einem chirurgischen Eingriff behandelt werden.

Über "Das Leiden der Männer" hat kürzlich auch das Online-Magazin des Beobachters Gesundheit berichtet. Von Prostata-Erkrankungen seien eigentlich viele, vor allem ältere Männer, aber niemand spreche gerne darüber. Weiter heisst es im Beitrag: "Prostatakrebs betrifft die ­Männlichkeit. Deshalb spricht keiner gern über die Krankheit. Dabei wären fundierte Informationen gerade vor der Krebsbehandlung wichtig." Der Beobachter berichtet über einen konkreten Fall und zeigt, wie dieser mit seiner Erkrankung umgegangen ist und welche Entscheide er weshalb getroffen hat. Im leicht verständlichen mediX-Gesundheitsdossier "Prostatavergrösserung" finden Sie diese fundierten Informationen. Sie können es hier als PDF herunterladen

mediX-Gesundheitsdossier "Prostatavergrösserung"

Die Prostata ist etwa so gross wie eine Kastanie; sie liegt direkt unter der Blase und umgibt die Harnröhre wie ein Ring. Sie produziert den grössten Teil der Flüssigkeit beim Samenerguss. Die Vergrösserung der Prostata mit zunehmendem Alter ist ein natürlicher Prozess. Sie kann aber Beschwerden verursachen, zum Beispiel beim Wasserlösen. Meist ist die Vergrösserung allerdings gutartig und nur selten liegt ein Prostatakrebs vor.

Probleme mit einer gutartigen Prostatavergrösserung können meist mit Medikamenten oder mit einem chirurgischen Eingriff behandelt werden. Es gibt aber ein paar Massnahmen, mit denen man im Alltag die Situation oft verbessern können und bei leichten Prostatabeschwerden helfen. Dazu gehören:

  • Weniger trinken, wenn man längere Zeit nicht zur Toilette gehen kann oder möchte – zum Beispiel vor dem Schlafengehen.
  • Trinkmenge (in der Regel nicht über 1,5 Liter) gleichmässig über den Tag zu verteilen. Achtung: Es ist sehr wichtig, insgesamt genug zu trinken – vor allem, wenn man durstig ist.
  • Entwässernde oder harntreibende Getränke nur in geringen Mengen und nicht am Abend zu sich nehmen. Dazu gehören vor allem Alkohol und koffeinhaltige Getränke wie grüner oder schwarzer Tee.
  • Nach dem Wasserlassen einen Moment warten, dann noch einmal versuchen zu urinieren. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Blase leer wird. Eventuell die Harnröhre durch Druck am Damm ausstreichen, damit kein Urin zurückbleibt.
  • Gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin die Medikamente durchgehen, die man einnimmt. Bestimmte Medikamente können entwässernd wirken oder die Blasenmuskulatur beeinflussen und dadurch Beschwerden verstärken.

Obwohl selten ist die bösartige Vergrösserung, d.h. der Prostatakrebs, einer der häufigsten bösartigen Tumore bei Männern. Bei den Prostatakrebsen gibt es solche, die sehr langsam wachsen und daher gar nie bemerkt werden oder zu Beschwerden führen. Die Ursache für Prostatakrebs ist bis heute unbekannt.

Ob ein Prostatakrebs aggressiv oder weniger aggressiv ist, lässt sich nur durch die Untersuchung einer Gewebeprobe (Prostatabiopsie) feststellen. Bei den weniger aggressiven Formen ist oft keine Behandlung notwendig, denn sie wachsen so langsam, dass die Lebensdauer und Lebensqualität auch ohne Behandlung kaum je beeinträchtigt sein wird. Bei den aggressiveren Formen kann eine frühzeitige Behandlung das Überleben und die Lebensqualität verbessern.

Im Frühstadium ist der Krebs noch auf die Prostata beschränkt und eine Heilung möglich. Die Behandlungsmöglichkeiten gehen von einer aktiven Überwachung, über abwartendes Beobachten («watchful waiting») und Strahlentherapie bis zur operativen Entfernung der Prostata.

Gibt es einen Test zur Früherkennung?

Zur Früherkennung von Prostatakrebs kann das prostata-spezifische Antigen (PSA) im Blut bestimmt werden. PSA ist ein Eiweiss, das in der Prostata gebildet wird. Der PSA-Test ist allerdings nicht spezifisch für einen Krebs, da er auch anzeigen kann bei gutartiger Vergrösserung der Prostata, bei Entzündungen oder mechanischen Druck, zum Beispiel nach längerem Velofahren oder Geschlechtsverkehr. Ein erhöhter Wert muss deshalb nach einigen Wochen zunächst einmal kontrolliert werden.

Bleibt der Verdacht auf Prostatakrebs nach einem PSA-Test bestehen, können zur weiteren Abklärung Gewebeproben der Prostata (Biopsie) entnommen werden, meist kombiniert mit einer Magenetresonanztomographie (MRT). Die mikroskopische Untersuchung zeigt dann, ob überhaupt ein bösartiger Tumor vorliegt, wie aggressiv und wie ausgedehnt dieser ist.

Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen und konsequente Frühbehandlungen können die Sterblichkeit an Prostatakrebs geringfügig senken.

Die Empfehlungen von mediX

Für Männer zwischen 50 und 70 Jahren empfiehlt mediX:

  • Wenn Sie keine Beschwerden beim Wasserlösen haben, ist eine Vorsorgeuntersuchung der Prostata nicht erforderlich.
  • Wenn Sie Beschwerden haben beim Wasserlösen (wie behindertes Wasserlösen, häufiger Harndrang oder Brennen beim Wasserlösen) so sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob eine Untersuchung durch den Urologen sinnvoll ist. Diese Beschwerden sind zwar meistens durch eine gutartige Prostatavergrösserung verursacht, können aber auch bei einem Prostatakrebs auftreten. 
  • Wenn Sie keine Beschwerden haben und trotzdem eine PSA-Bestimmung wünschen, dann führen wir diese, nach entsprechender Beratung selbstverständlich durch. Sie sollten sich aber vorher überlegen, ob Sie im Falle eines erhöhten PSA-Wertes auch bereit sind, weitere Untersuchungen und eine Gewebeprobe machen zu lassen und sich im Falle eines Krebsbefundes auch operieren oder bestrahlen zu lassen.
  • Wenn bei Ihnen in der Familie (Vater, Bruder, Onkel) ein Prostatakrebs vorgekommen ist, sollte ab 45 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden.